Irmgard ist Mutter von drei erwachsenen Kindern und dem Nachzügler Felix, der heute zwölf Jahre alt ist. Ihre bemerkenswerte Wachheit und Bewusstheit hat sie in ganz besonderer Weise der Beziehung zu ihren Kindern gewidmet. Felix dürfte davon sehr profitieren. Mutig hat sie einen Weg gefunden, Felix neben der Schule und zum Teil auch ohne Schule eine unterstützende Begleiterin zur Entfaltung seiner Lebenskompetenz zu sein.
Dieses Gespräch ist für jeden wertvoll, für den es nicht um Erziehung, sondern um Beziehung zu den eigenen Kindern geht. Selbst in der BRD, einem der wenigen Länder dieser Erde mit Schulpflicht, gibt es Möglichkeiten, den geistig einschränkenden Auswirkungen der Bildung zu entrinnen. Diese Einschränkung ist kein Hirngespinst verschwörungstheoretischer Spinner. Sie ist Wirklichkeit und sie ist folgerichtig.
So sagte ausgerechnet der Direktor einer Freien Schule zu ihr, dass seine Aufgabe schließlich darin bestehe, die Kinder für das System vorzubereiten. Für diese Ehrlichkeit kann man ihm nur danken. Die Aussage trifft zwangsläufig auf den Punkt. So können auch die Freien Schulen an sich nicht wirklich frei sein, denn die staatl. Zulassung bedingt die Einhaltung gewisser Regularien.
Gesellschaftssysteme entwickeln wie jede von Menschenhand geschaffene künstliche Vernetzung Verhaltensmuster, die tatsächlich einem lebendigen Organismus gleichen. „Alles will überleben“ ist ein universelles Prinzip des Lebendigen in der Natur. Im Grunde sprechen wir hier von einer fraktalen Ordnung. Menschliche Beziehungssysteme bestehen am Ende aus Menschen. Jeder Beteiligte will sein Überleben über den Erhalt seiner Position und Aufgabe sicherstellen. Dies summiert und potenziert sich vielleicht sogar im Überlebenswillen des Systems.
Bildung kann daher nur auf die Formung des Menschen zur Person ausgerichtet sein. Er soll ein abhängiges Rädchen im großen Getriebe werden und wie eine Maschine zuverlässig funktionieren. Wem als Person dann die Vorstellung fehlt, das alles auch völlig anders sein könnte, wird sich unbewusst und automatisch ganz selbstverständlich für den Erhalt eben dieses Systems einsetzen, an dem sein menschliches Dasein mit der Folge zahlloser Probleme und Krankheiten zerbricht.
Der Weg von Felix ist aus mütterlicher Sicht ein wertvoller Einblick in die Auswirkungen der Bildung. Zugleich gibt er Hoffnung und Perspektive, durchaus eigene und dem Leben zugewandte Wege mit seinen Kindern zu gehen. Felix ist ein aufgeweckter Junge, der voller Neugier und Interesse schon vor seiner Einschulung alle Buchstaben kannte, bis 1000 zählen konnte und voller Fragen nach dem Warum und Wieso war.
Die Zeit in der Schule veränderte Felix‘ Gemütswelt und sein Verhalten stark. Die Entdeckerfreude und der Tatendrang wichen einer depressiven Interessenlosigkeit. Dies änderte sich auch durch mehrere Schulwechsel zu unterschiedlichen Freien Schulen nicht. So entschloss Irmgard sich trotz Unsicherheiten, ihren Sohn nicht mehr in die Schule zu schicken. Sie hat es nie bereut.
Immerhin mindestens ein Jahr dauerte es, bis der Eigenantrieb und die Offenheit bei Felix wieder erwachten. Dann begann er, sich für das Schneiden vom Filmen zu interessieren. Durch Fragen, Forschen, Austausch mit anderen und eigener Internetzrecherche entwickelte er die entsprechenden Fähigkeiten. Heute hat Felix neben einem ausgeprägten Allgemeinwissen die Fähigkeit, sich selbst anzueignen, was er zum gegebenen Zeitpunkt für sein Leben braucht und können will.
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