Wann haben Sie das letzte Mal den Zufall entscheiden lassen?
Wann haben Sie das letzte Mal den Zufall entscheiden lassen?

Wie erkenne ich Propagandatexte in den Medien?

Dr. med. Wodarg, ein verantwortlungsloser und so ahnungsloser wie unfähiger Amtsarzt? Dieser Eindruck muss für den nur konsumierenden Leser des folgenden Textes in einem renommierten Wissenschaftsmagazin für den gebildeten Laien entstehen.

Dieser Text soll eine Gegendarstellung zu den Aussagen des Dr. Wodarg liefern, um seine sachliche Argumentation zu entkräften. Ich habe den Text auf Fakten und überprüfbare sinnliche Wahrnehmungen geprüft.

Meine Anmerkungen sind in roter Schrift hervorgehoben. Studiere aufmerksam den Text des Magazins und meine Anmerkung dazu. Achte sorgfältig darauf, ob meine Aussagen stichhaltig sind. Finde im Laufe des Textes heraus, ob der Text tatsächlich wissenschaftlich-sachlicher Natur ist oder eine Propagandaschrift.

Es wird hier also geprüft, ob tatsächlich eine Gegendarstellung, Aussage gegen Aussage, Fakten gegen Fakten stattfindet.

Empfehlung

Höre Dir vorher aufmerksam die Ausführungen von Dr. Wodarg an.
https://youtu.be/p_AyuhbnPOI

Artikeltext und kritische Prüfung

Betrachte dies als eine praktische Übung in A_gewandter Simplonik. Wissenschaftlichkeit, was eine Lebenshaltung ist, bedeutet Begründung der Argumentation durch für jeden nachvollziehbare sinnliche Wahrnehmungen und überprüfbare Fakten. Die Auseinandersetzung findet ergebnisoffen statt. Unterschiedliche Konzepte und Meinungen werden auf dieser Grundlage geprüft, gegebenenfalls zusammengefügt oder unzutreffende Aspekte verworfen.

Der Artikel

Ein Youtube-Video geht viral, in dem grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse verleugnet werden. Geldgierige Wissenschaftler verbreiten laut diesem Video-Narrativ grundlose Panik. Nein, heute spreche ich nicht von einem Video, das die Klimakrise leugnet. Sondern von einem, das die Coronakrise leugnet, und das gerade dabei ist, die Marke von einer Million Aufrufe zu überschreiten.

Die argumentativen Techniken sind allerdings fast identisch. Es lohnt sich sie zu verstehen, damit man als Laie nicht darauf hereinfällt.

Die Überschrift enthält Triggerworte wie zum Beispiel „leugnet und viral“ und ist somit sofort als unwissenschaftlicher Text erkennbar. Ein echter Wissenschaftler prüft kontroverse Ansichten auf deren Stichhaltigkeit. Die Stichhaltigkeit ergibt sich aus in der sichtbaren Natur erkennbaren Sachverhalten und Zusammenhängen und aus der stichhaltigen und lückenlosen Überprüfung im wissenschaftlichen Experiment..

Bildschirmfoto aus dem Wodarg-Video“Da ist aber gar nichts los!” Bildschirmfoto aus dem Wodarg-Video

Dies ist die zweite Stelle, an der die Zielsetzung der Propaganda leicht erkennbar ist. Das Zitat ist aus dem Zusammenhang gerissen und auf den ersten Blick kann der Leser nicht erkennen, worauf sich diese Aussage bezieht, einen medizinisch-wissenschaftlichen Sachverhalt oder auf Ereignisse in einer bestimmten Stadt oder einem Land. Höre Dir diese Passage nun ein weiteres Mal an.

Die erste Frage, die man sich bei radikalen Außenseiterthesen immer stellen sollte ist: wie verlässlich ist die Quelle? Das Video stammt vom ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Wolfgang Wodarg, einem ausgebildeten Facharzt für Pneumologie. Im Video stellt er sich mit der Aussage vor:  „Ich war Amtsarzt, ich hab ein Gesundheitsamt geleitet.“ Das klingt erstmal seriös.

Erneut ist der propagandistische Ansatz erkennbar. Wer das Interview vollständig anhört, weiß bereits an dieser Stelle, dass Dr. Wodarg nicht die Quelle ist, sondern Quellen zitiert und zwar Quellen aus Forschung und Wissenschaft. Hierzu gehört zum Beispiel die Krankheitsartenstatistik im größeren Überblick der letzten Jahre und Jahrzehnte, Ergebnisse der biologischen Forschung usw. darüber hinaus war er im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages tätig und mehrere Jahre Bundestagsabgeordneter.

Andererseits: ein Arzt ist kein Wissenschaftler. Und wie wahrscheinlich ist es, dass ein lange pensionierter Amtsarzt aus Flensburg Einsichten und Informationen hat, die die gesammelten Erkenntnisse der weltweit aktiven medizinischen Forscher über den Haufen werfen?

Ein Wissenschaftler würde hier laienverständlich auf die im Video genannten Quellen eingehen und sie sachlich prüfend gegen die eigenen Erkenntnisse/das eigene Quellenmaterial stellen. Sollte die Argumentation von Dr. Wodarg tatsächlich auf überholten Erkenntnissen aufbauen, würde man sachlich korrekt die aktuellen Ergebnisse für eine Gegenüberstellung benennen.

Richtig: es ist etwa genauso unwahrscheinlich, wie dass ein längst emeritierter Geographie-Professor mit einem Youtube-Video alle Erkenntnisse der modernen Klimaforschung widerlegen kann.

Die Aussagen des Dr. Wodarg beziehen sich auf biologische und medizinische Aspekte. Querverweise auf die Art und Weise, wie es in der Klimaforschung zugeht entbehren jeder Wissenschaftlichkeit.

Die zweite Frage, die man sich stellen sollte: Wenn jemand tatsächlich Einsichten hat, die den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand fundamental infrage stellen, weshalb wendet er sich damit an ein Laienpublikum? Sollte er sie nicht erstmal bei einem Kongress oder in einer sauber dokumentierten Fachpublikation in der Fachwelt zur Diskussion stellen? Das ist das übliche Verfahren in der Wissenschaft.

Eine sachliche Auseinandersetzung beruht nicht auf Gegenfragen, die der Leser ohnehin nicht beantworten kann, es sei denn, er vertieft sich in Fachmagazinen und wissenschaftliche Publikationen. Darüber hinaus ist jedem ernstzunehmenden Wissenschaftler schon aus der Wissenschaftsgeschichte heraus bekannt, dass komplett neue Sichtweisen der Wirklichkeit selbst in der Fachwelt so gut wie immer zunächst abgelehnt werden. Sie werden belächelt, verunglimpft und wenn nötig bekämpft. Es genügt daran zu erinnern, welche massive Ablehnung das heliozentrische Weltbild anfänglich erfuhr. Es ist eine wirklichkeitsfremde Behauptung, dass man querdenkerische Ansichten problemlos in Fachpublikationen unterbringen könne.

Der von den „Klimaskeptikern“ bestens bekannte Einwand dagegen lautet, dass abweichende Meinungen in der Wissenschaft nicht zu Wort kämen. Auch Wodarg spielt diese Karte:

„Da ist etwas gesponnen worden, ein Netz von Informationen und Meinungen hat sich entwickelt in diesen Fachkreisen… Das heißt dass jetzt es ganz ganz schwer wird für Kritische, zu sagen: Halt! Da ist aber gar nichts los!“

Bis zu dieser Stelle wäre der gesamte Text genausogut gegen die offiziell akzeptierten Aussagen zu verwenden. Er besteht nur aus Behauptungen, enthält weder eine überprüfbare Tatsache noch ein in der Natur vorhandenes sinnlich wahrnehmbares Ereignis. Im Interview wird wie bereits erwähnt sehr wohl auf öffentlich zugängliche Quellen und Forschungsergebnisse bzw. soziologisch-epidemiologische Daten eingegangen.

Diese Vorstellung ist realitätsfern. In der medizinischen Forschung arbeiten ebenso wie in der Klimaforschung zehntausende Forscher in aller Welt, von denen viele nichts lieber täten, als eine sensationell andere und neue These belegen zu können. So macht man sich einen Namen. Die Forschung ist bunt, pluralistisch und belohnt den Querdenker. Galileis Thesen wurden von der Kirche bekämpft, unter den führenden Forscherkollegen quer durch Europa fanden sie dagegen rasch Anklang, weil er empirische Belege hatte.

Wenn man hier auf Wissenschaftsgeschichte zugreift, ist für den lesenden Laien ebenfalls unklar, was stimmt und was nicht. Früher glaubte man als Laie an die flache Erde, heute glaubt man als Laie an die Erde als Kugel. Doch schon der Laie kann eine Menge Fragen stellen, die bis zum heutigen Tage unbeantwortet sind und sowohl das Konzept der flachen als auch der runden Erde als unverändert zu überprüfen erkennen lassen.

Wer meint, man könne in der Wissenschaft eine methodisch gut begründete Hypothese unterdrücken, nur weil sie nicht zum herrschenden Mainstream passt, der kennt die Wissenschaft nicht.

Wo sind die Fakten für diese Behauptung? Eines ist nur generell klar, echte Wissenschaftler tauschen sinnliche Wahrnehmungen und Fakten aus, um zu Konzepten und letztlich zu Naturgesetzen und Wirklichkeit zu kommen. In der Wissenschaft ist kein Platz für Meinungen.

Wer die offene Debatte in der Fachwelt scheut und sich lieber nur an ein Laienpublikum wendet, der hat vermutlich auch nur Argumente, die lediglich für ein Laienpublikum stichhaltig klingen.

An dieser Stelle könnte Max Planck zitiert werden, der sinngemäß sagte, dass echte Wissenschaftlichkeit und deren Ergebnisse immer daran zu erkennen ist, dass man sie jedem Laien auf der Straße erklären kann. Die Grundannahmen einer Theorie müssen auf Naturbeobachtungen beruhen und sind somit jedem zugänglich! Kompliziert werden wissenschaftliche Forschungen erst, wenn sie beginnen, die aus der Natur abgeleiteten Sachverhalte auf deren Anwendung in anderen Bereichen zu prüfen. Mathematische Formeln, technische Geräte und komplexe Versuchsanordnungen erschließen sich dem Laien sicherlich nicht mehr so leicht oder auch gar nicht.

Die Grundannahmen jeder wissenschaftlichen Forschung, also sinnliche Wahrnehmungen und für jeden überprüfbare wie nachvollziehbare Fakten sind zwangsläufig allgemeinverständlich. Beispiel: Eine der Grundlagen der mathematisch und in der Überprüfung sicher hochkomplizierten Relativitätstheorie von Einstein ist die Annahme der geradlinigen Ausbreitung des Lichts. Damit kann sich jeder Laie in der sichtbaren Natur befassen. Jeder Laie kann sogar überprüfen, was letztendlich in eine komplizierte Formel gegossen wurde. Dazu gehört der Sachverhalt, dass mit zunehmender Entfernung der Lichtquelle zum Beobachter bzw. zur Meßeinheit der Strahlengang gegen unendlich parallel geht. Mit anderen Worten wird der Winkel der ausgesendeten sichtbaren Strahlung immer kleiner.

Welche Argumente hat Wodarg? Sein Hauptargument ist: Coronaviren hat es schon immer gegeben – und deshalb sind sie harmlos.

Das ist pikanterweise und geradezu plump eine direkte Lüge. Es genügt das aufmerksame Anhören des Videos um dies zu erkennen. Doch Propaganda zielt schließlich nicht auf die Vermittlung von Fakten ab. Es geht gerade im Gegenteil darum, die Auseinandersetzung mit oder die Suche nach Fakten gleich im Keim zu ersticken. Dies gelingt unter anderem durch die Erzeugung von Triggerworten. In der Politik sind das beispielsweise Begriffe wie „Nazi oder braune Soße oder Antisemit“. Sind sie bereits in der Überschrift oder in den ersten Abschnitten des Textes enthalten, schalten sie beim dafür empfänglichen Leser jede sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema ab. Er macht einen „Haken an die Sache“. „Jaja, die berichten wieder mal über so einen Spinner, damit will ich mich gar nicht erst befassen…. “ Dann fällt sogar die offensichtliche Lüge gar nicht mehr auf, selbst wenn sie gelesen werden würde.

Das ist das direkte Pendant zum klassischen „Klimaskeptiker“-Argument: das Klima hat sich schon immer geändert – deshalb ist der moderne Klimawandel harmlos.

Behauptung und Querverweis auf ein Thema, dass hier überhaupt nicht gefragt ist. Erneut entbehrt die Aussage jeden wissenschaftlichen Inhalts.

Nur wissen das natürlich die professionellen Virologen und Klimaforscher, aber die Folgerung daraus ist unlogisch. Die Virologen wissen, dass der Coronavirus Sars-CoV-2 anders und gefährlicher ist als frühere Coronaviren.

Hier ist die Ahnungslosigkeit des Schreibers oder die Mutwilligkeit zur Täuschung erkennbar. Wissenschaftlich sachlich korrekt ist, dass der Virologe lediglich eine gefundene, unsichtbare Struktur als Virus interpretiert. Dies mag ein neuer Virus sein oder ein bereits bekannter. Streng genommen sind es sogar nur Bruchteile von Zellen. Damit enden die Möglichkeiten bereits. Aus sachlicher Sicht überschreitet der Autor hier sogar die Grenzen des Infantilen mit Aussagen wie „Die Virologen wissen….“ Das Niveau entspricht dem Austausch von Kindern „Mein Papa hat aber gesagt, dass“.

Ob ein Virus eine Gefahr darstellt oder nicht lässt sich aus der mikroskopischen Struktur nicht erkennen. Erst die Infektion eines lebenden Organismus und dies in ausreichender Zahl gestattet die Verknüpfung von Virus mit einem bestimmten Symptombild, das letztendlich in eine medizinische Diagnose mündet, zum Beispiel Covid-19. Damit herrscht keinesfalls Klarheit. Selbst die unmittelbare Umgebung rund um unseren Körper ist ein hochkomplexes Geschehen. Hier gibt es nicht nur einen Virus oder eine Bakterie, sondern unzählbare viele unterschiedliche Typen. Hinzu kommen alle erdenklichen anderen möglicherweise schwächenden, äußeren Einwirkungen. Die gesamte technische Strahlung wäre zusätzlich zu berücksichtigen, genauso kosmische Strahlung und selbst Sonnenstürme. Die Liste würde sehr sehr lang werden.

Und die Klimatologen kennen die Unterschiede zwischen natürlichen Klimaveränderungen der Erdgeschichte (eines meiner Forschungsgebiete) und der modernen globalen Erwärmung.

Die Einleitung ist erneut infantil „Und die Klimatologen kennen ….“ Fakten sind erneut Fehlanzeige. Klimaveränderungen sind also eines der Forschungsgebiete des Autors. Dieses Thema ist bereits so komplex, dass man ernsthaft nichts anderes darüber hinaus erforschen kann. Wie sieht es mit der Zuverlässigkeit des Wetterberichtes aus? Wie oft hast Du schon festgestellt, dass der Blick aus dem Fenster zum Horizont präziser ist als die Aussagen der Meteorologen auf der Grundlage ihrer komplizierten Computermodelle?

Wieso greift er als scheinbarer Wissenschaftler nicht auf sachliche Argumentation zu? Dieser Text ist bestenfalls einem Laien oder eben einem Propagandaschreiber zuzuordnen. Es ist nicht weit bis zur Vermutung, dass der Autor als Wissenschaftler in seinem Tätigkeitsbereich genauso vorgeht. Dies würde ich mit geweckter Skepsis vor jeder weiteren Auseinandersetzung mit seinen Forschungsergebnissen prüfen, um nicht unnötig Lebenszeit zu verschwenden.

Zweitens argumentiert Wodarg damit, dass die Zahl der Todesopfer in Deutschland klein ist im Vergleich zu den jährlichen Grippetoten. Genau: und die „Klimaskeptiker“ vergleichen gerne die bislang 1,2 °C globale Erwärmung mit früheren größeren Klimaveränderungen, etwa den Eiszeitzyklen. Beide ignorieren dabei, dass die Wissenschaft durch das Verständnis der Mechanismen in der Lage ist, Vorhersagen zu machen und deshalb rechtzeitig zu warnen, bevor die Katastrophe eingetreten ist.

Nun hierzu wird der wache und bewusste Leser leicht auf die Krankheitsartenstatistik des Deutschen statistischen Bundesamtes zurückgreifen können, um die von Dr. Wodarg vorgetragenen Vergleichszahlen prüfen zu können. Weitere Quelle wäre euroMomo (statistisches Projekt zur Erfassung der Todesfälle der EU). Der Autor lügt also oder ist im Thema völlig ahnungslos, weil keine Recherche stattfand.

Das sofortige Abdriften auf die Klimathematik ist erneut reine Propaganda. Noch leichter wäre es auf die Seiten des Robert-Koch-Institutes zu gehen, das aktuell in aller Munde ist. Dort stehen die Zahlen der aktuell erfassten Infizierten und Toten durch die saisonale Frühjahrsgrippe. Davon ist die Corona-Pandemie selbst Ende März 2020 noch ein gutes Stück entfernt. Dann haben wir jedoch noch nicht über die an Lungenentzündung Verstorbenen gesprochen.

Es fällt also gar nicht schwer zu erkennen, dass der gesamte Text darauf ausgerichtet ist, angespannten und kaum noch aufnahmefähige und erst recht nicht mehr denkfähige Personen als sprichwörtliches scharf in der Herde und auf der Spur zu halten. Die Tragik ist, dass diese Vorgehensweise heute besser funktioniert als je zuvor.

Im Fall von Corona kann man ja bereits in Italien besichtigen, was passiert, wenn man nicht rechtzeitig entschlossen handelt.

Hat der Autor im langjährigen, italienischen Mittel die Zahl der offiziell bekanntgegebenen Verstorbenen an Grippe, Lungenentzündung usw. geprüft? Hatte geprüft, wie viele am Coronavirus aktuell in Italien verstorben sind? Hat er überprüft, wie man den Beweis geführt hat, ob jemand tatsächlich am Coronavirus verstorben ist?

Sicher nicht, sonst würde er dies nicht schreiben. Hier ist die Widerlegung der Behauptung genauso leicht möglich wie oben. Es genügt die Seite des ISS zu besuchen, der obersten italienischen Gesundheitsbehörde, die schon den in Pressemitteilungen anhand des dargelegten Zahlenmaterials die Behauptungen dieses Schreiberlings und vermeintlichen Wissenschaftlers widerlegt.

Und im Fall der Erderhitzung sieht man, dass sie sich seit Jahrzehnten so entwickelt wie vorhergesagt und viele Millionen Menschen immer stärker unter den zunehmenden Wetterextremen leiden.

Dies kann man nur behaupten, wenn man Daten fälscht. Klimaveränderung ist nicht das Thema dieser eingefügten kritischen Betrachtung. Doch dem Herrn wäre einleitend eine unangenehme Frage zu stellen: Wieso konnte man im 15. Jahrhundert nachlesbar europaweit in vielen Chroniken bis hinauf nach Skandinavien Wein anbauen, was heutzutage nicht mehr möglich ist? Und vielleicht gestattet ihm sein Lebensalter nicht die Erinnerung daran, dass die Klimaforscher noch vor wenigen Jahrzehnten eine kommende Eiszeit ankündigten.

 

Cartoon von John CookWelches Problem? Cartoon von John Cook, https://crankyuncle.com

Mit den „Klimaskeptikern“ haben die „Coronaskeptiker“ auch gemeinsam, dass sie einen ganzen Berg von Belegen für den Ernst der Bedrohung einfach ignorieren. In beiden Fällen ist es unverantwortlich, gegenüber Laien mit fadenscheinigen und leicht widerlegbaren Argumenten Entwarnung zu verkünden. Im Falle von Corona wird das allerdings schon innerhalb von Wochen für (fast) jedermann offensichtlich; beim Klimawandel hat das Jahrzehnte gedauert.

Unter das Video stellt Youtube einen Link zu einer Webseite der Weltgesundheitsorganisation WHO, wo man seriöse Informationen zu Corona findet. Forscht man etwas nach, merkt man, dass dies eine Maßnahme gegen die Verbreitung von Fake News sein soll. Leider kann das WHO-Logo unter dem Video auf den ersten Blick leicht so aussehen, als würde die WHO das irrlichternde Video unterstützen. Ob das eine wirksame Strategie gegen Fake News ist, darüber sollte Youtube noch einmal nachdenken.

Am Ende vergleicht Wodarg die Lage bei Corona mit dem Andersen-Märchen von des Kaisers neuen Kleidern. Wie der Kaiser durch die Hofschranzen werden angeblich jetzt auch die Politiker hofiert von vielen Wissenschaftlern, die wichtig sein wollen für die Politik, weil sie Gelder brauchen. Auch dieser Vergleich ist ein Klassiker der „Klimaskeptiker“. Nur dass im Märchen ein Kind und nicht ein Pensionär die Wahrheit erkennt. Und so ist es auch in der Realität: wie im Märchen sind es unsere Kinder, allen voran Greta Thunberg, die einen ungetrübten Blick auf die wissenschaftliche Wahrheit haben.

p.s. (19.3.) Dieser Artikel findet sehr große Resonanz und wird sehr viel kommentiert – einige Argumente kommen dort immer wieder. Daher hier noch einige Klarstellungen.

  1. Manche finden, Wodarg würde doch nur sachlich-wissenschaftlich argumentieren und berechtigte kritische Fragen aufwerfen. Lesen Sie das Originalzitat aus seinem Video oben! Wodarg behauptet kategorisch, in Punkto Corona sei “gar nichts los” und vergleicht das mit dem nackten Kaiser. Das hat nichts mit Hinterfragen oder sachlich-wissenschaftlicher Argumentation zu tun.
  2. Manche meinen, als Klimatologe habe ich keine medizinische Expertise. Stimmt. Wodarg im Detail zu widerlegen überlasse ich daher gerne Experten wie Christian Drosten. Hier ging es mir um eine ganz andere Frage: wie kann ein Laie, der die fachlichen Argumente am Ende nicht beurteilen kann, erkennen, ob es sich um einen ernst zu nehmenden Beitrag zu einer echten Fachdebatte handelt? Ich habe zwei Jahrzehnte Erfahrung genau damit – in meinem eigenen Fachgebiet. Ich erkenne daher die Machweise und Argumentationsmuster solcher Beiträge, die ein Laienpublikum davon überzeugen sollen, böse Wissenschaftler würden aus Eigeninteresse Panikmache betreiben, und in Wahrheit sei alles komplett anders als die Wissenschaft sagt. Das Video von Wodarg ist eben gerade kein ernst zu nehmender Beitrag zu einer Sachdiskussion unter Experten – unter denen es selbstverständlich auch ein Spektrum unterschiedlicher Einschätzungen gibt.
  3. Manche sagen, ich sei auf Wodargs Sachargumente nicht eingegangen. Auch wenn das nicht primär Ziel meines Artikels war, bin ich dennoch kurz auf seine zwei Kernargumente eingegangen. (1) Corona sei nicht neu. Aber Sars-CoV-2 ist nach Stand der Forschung neu und in der Kombination von Ansteckungsrate und Letalität gefährlicher als andere Coronaviren. (2) Corona sei nicht gefährlich, da bislang geringe Zahl Todesopfer. Doch die Zahlen wachsen exponentiell und es gibt keine Immunität und keine Impfung, die das stoppen könnte. Die Katastrophe ist noch nicht da aber ist für jeden mit einem Verständnis exponentiellen Wachstums absehbar. Einfach zu behaupten, es gebe kein Problem und alles sei nur Panikmache, ist schlicht unverantwortlich.
  4. Manche stören sich an meiner Aussage, ein Arzt sei noch kein Wissenschaftler. Der Duden definiert Wissenschaftler so: “Jemand, der über eine abgeschlossene Hochschulbildung verfügt und im Bereich der Wissenschaft tätig ist.” Es kommt also auf die Forschungstätigkeit an. Viele Ärzte arbeiten natürlich in der Forschung. Die Datenbank Web of Science kennt aber keine einzige Forschungsarbeit von einem W. Wodarg. Doch 370 teils hoch zitierte von Christian Drosten. Das ist für mich das entscheidende Kriterium dafür, ob jemand ein Spitzenforscher ist – oder eben gar kein Wissenschaftler.
  5. OK ich hätte Greta Thunberg draußen lassen sollen, sie ist offenbar für Viele ein Trigger. Ich schalte keine Kommentare zu Greta mehr frei, denn es geht hier überhaupt nicht um sie.
  6. Ich würde mich freuen, wenn Sie in vier Wochen hier wieder vorbeischauen und über diese Diskussion (und Ihre Beiträge dazu) reflektieren.

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